TATENDRANG mit Marlies Bandi
Marlies Bandi erzählt über ihre Arbeit als Beraterin für Nützlingseinsatz und biologischen Pflanzenschutz, über umweltfreundliche Optionen für den Garten zu Hause und wie sich der Pflanzenschutz in Zukunft entwickeln wird.
Marlies, als was arbeitest du genau?
Ich bin als Beraterin für Nützlinge und biologischen Pflanzenschutz im Gemüse- und Beerenanbau bei «Andermatt Biocontrol Suisse» tätig. Heute bin ich bei Eschbach Gemüsebau in Füllinsdorf, wo ich die Tomaten auf Schädlinge und Krankheiten und das Vorhandensein von Nützlingen untersucht.
Wofür steht das Unternehmen und was bietet es an?
Die «Andermatt Biocontrol Suisse» entwickelt, produziert und vertreibt biologische Pflanzenschutz- und Düngemittel. Für den Schweizer Markt bieten wir eine umfangreiche Palette an Produkten und Beratungsdienstleistungen für die nachhaltige Pflanzengesundheit an. Ein wichtiges Beispiel ist der Nützlingseinsatz in Gewächshäusern. Durch ihn ist es möglich, dass Früchte und Gemüse wachsen können, die keine Pflanzenschutzmittelrückstände aufweisen.
Welche Schädlinge und Pflanzenkrankheiten stellen heutzutage die grössten Probleme dar?
Im Gemüseanbau in Gewächshäusern, wo ich mehrheitlich tätig bin, sind die Hauptschädlinge seit jeher Spinnmilben, weisse Fliegen, Thrips und Blattläuse. Die können oft mit Nützlingen in Schach gehalten werden. Eine häufige Pflanzenkrankheit ist zum Beispiel der echte Mehltau, welcher in der Regel mit rückstandsfreien biologischen Pflanzenschutzmitteln bekämpft werden kann.
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Hast du auch direkten Kontakt zu den Bio-Bäuerinnen und -Bauern?
Ja, und natürlich auch zu ÖLN-Produzentinnen und Produzenten, die unsere Produkte ebenfalls einsetzen. Während der Anbausaison bin ich immer auf den Betrieben und begleite diese, wenn Fragen auftauchen.
Wie funktioniert biologischer Pflanzenschutz und ist das wirklich nachhaltig?
Wir sind von der Nachhaltigkeit des biologischen Pflanzenschutzes überzeugt. Wenn wir Pflanzen mit biologischen Methoden gesund erhalten wollen, geht es immer um eine gesamtheitliche Betrachtung und einen möglichst gezielten Einsatz der Massnahmen. Neben der Produktion von gesunden, rückstandsfreien Nahrungsmitteln ist dabei das Ziel, ein möglichst widerstandfähiges System zu etablieren, bei welchem Nützlinge und Umwelt geschont werden.
Wie trägt das zur Biodiversität bei?
Der Einsatz von spezifischen, biologischen Mitteln schont Nützlinge, die wiederum andere Schädlinge in Schach halten können, ohne dass zusätzliche Mittel ausgebracht werden müssen. Ausserdem wird durch den Einsatz von biologischen Pflanzenschutzmitteln das Bodenleben und Grundwasser nicht durch chemische-synthetische Rückstände belastet und beeinträchtigt.
Als Pionierin habt ihr vor 30 Jahren ein erstes biologisches Mittel gegen den Apfelwickler im Bio-Apfelanbau entwickelt. Wie gross ist die Produktpalette heute?
Heute produzieren wir an unserem Standort im Luzerner Hinterland bereits gut ein Dutzend biologische Pflanzenschutzmittel selbst. In den letzten Jahren haben wir für die Schweizer Landwirtschaft ein Angebot von insgesamt über 170 biologischen Produkten aufgebaut. Da sind auch Produkte von Partnern aus aller Welt dabei.
Wie wird sich der Pflanzenschutz in der Landwirtschaft zukünftig entwickeln?
Der Trend der Ökologisierung wird sich weiter fortsetzen, denn die Konsumentinnen und Konsumenten wünschen sich vermehrt regionale Produkte, die frei von Pflanzenschutzmittelrückständen sind und nachhaltig produziert werden. Spezifische, biologische Pflanzenschutzmittel sind ein Teil der zukünftigen Entwicklung, zusammen mit vielen anderen Faktoren der Anbautechnik und mit neuen Technologien, beispielsweise Prognosemodelle zur Vorhersage der Entwicklung von Krankheiten und Schädlingen.
Worauf bist du besonders stolz?
In einem sehr innovativen Unternehmen als Beraterin arbeiten zu dürfen und den Produzentinnen und Produzenten dabei zu helfen, qualitativ hochwertige und gesunde Nahrungsmittel herzustellen.
Was begeistert dich am meisten an deinem Job?
Mit der Natur zu arbeiten und diese aktiv zu beobachten. Zum Beispiel den Aufbau von Blattlausnützlingen wie Schlupfwespen, Gallmücken und Marienkäfer – innert wenigen Wochen befreien sie das Gemüse von den Blattläusen.
Wie kann biologischer Pflanzenschutz im eigenen Garten eingesetzt werden?
Im Hausgarten kann man mit der Sorten- und Standortwahl, mit mechanischem Schutz, wie zum Beispiel Kulturschutznetzen, und mit vorbeugenden pflanzenstärkenden Massnahmen sehr viel erreichen. Schädlinge und Krankheiten können auf diese Weise gut reguliert werden. Ausserdem ist es hilfreich, die Entwicklung der Pflanzen gut zu beobachten, damit bei Problemen eine frühzeitige Reaktion möglich ist. Wenn Massnahmen nötig sind, die darüber hinausgehen und möglichst spezifisch wirken sollen, beispielsweise bei Befall mit Blattläusen, kann man etwa auf Nützlinge wie Marienkäfer oder Florfliegenlarven setzen. Auf den Einsatz von breit und langfristig wirksamen Mitteln sollte, wenn immer möglich, verzichtet werden. Sie erfassen neben Schädlingen nämlich immer auch wertvolle Nützlinge.
Wie lebst du Nachhaltigkeit privat?
Ich kaufe grundsätzlich nur das, was ich brauche. Bei Gemüse und Früchten gebe ich einheimischen saisonalen Produkten den Vorzug und bei sonstigen Käufen lege ich Wert auf die Langlebigkeit. Weiter versuche ich nicht unnötig herumzureisen und bald bin ich im Besitz eines Elektroautos.
Was ist für dich Tatendrang?
Tatendrang ist für mich, Dinge zum Guten zu bewegen.

Marlies Bandi (31) arbeitet seit zweieinhalb Jahren bei «Andermatt Biocontrol Suisse». Dass sie in ihrem Berufsalltag dabei helfen kann, gesunde und hochwertige Nahrungsmittel herzustellen schätzt sie dabei besonders. Als Ausgleich zu ihrer Arbeit verbringt sie Ihre Freizeit gerne in der Natur, mit Familie, Freundinnen und Freunden und tankt so Energie für neue Herausforderungen.